Waagerechter oder horizontaler Wurf
Wird ein Körper horizontal abgeworfen, spricht man von einem waagerechten oder horizontalen Wurf.
Beim horizontalen Wurf überlagert sich die gleichförmige Bewegung in horizontale (x-) Richtung mit der gleichmäßig beschleunigten Bewegung in vertikale (y-) Richtung. Es gibt also eine Anfangsgeschwindigkeit in x-Richtung .
Für die Bewegung in y-Richtung gelten die Gesetze des freien Falls – genau wie für einen Körper, der ohne Bewegung in x-Richtung fallengelassen wird. Aus diesem Grund trifft eine horizontal geworfene Kugel zeitgleich mit einer aus der gleichen Höhe frei fallenden Kugel auf den Boden.
Das scheint zunächst widersprüchlich – schließlich legt die geworfene Kugel einen deutlich längeren Weg zurück.
Um dies genauer zu untersuchen, werden zwei gleichartige Kugeln in einer Vorrichtung so befestigt, dass eine Kugel durch ein gespannte Feder horizontal abgeworfen und die andere zeitgleich fallen gelassen wird.
Ergebnis:
Beide Kugeln treffen gleichzeitig auf den Boden.
Erklärung:
Nach dem Unabhängigkeitsprinzip überlagern sich beide Teilbewegungen ungestört, und wir können wir die beiden Teilbewegungen in x- und y-Richtung unabhängig voneinander betrachten. Die Fallbewegung in y-Richtung und damit die Fallzeit ist daher völlig unabhängig von der (gleichförmigen) Bewegung in x-Richtung.
Da in y-Richtung auf beide Kugeln die (gleiche) Schwerkraft wirkt, erfahren beide Kugeln die gleiche Beschleunigung in y-Richtung, nämlich die Erdbeschleunigung g, und kommen daher gleichzeitig auf dem Boden an.
Beide Kugeln legen in y-Richtung in der gleichen Zeit den gleichen Weg zurück. Zusätzlich legt die geworfene Kugel einen Weg in x-Richtung zurück. Der gesamte zurückgelegte Weg entspricht der Wurfweite .
Die Bahn der geworfenen Kugel gleicht einer Parabelbahn. Dies lässt sich auch mit Hilfe eines Wasserstrahls, der horizontal einen Schlauch verlässt, zeigen – der Wasserstrahl beschreibt eine Parabelbahn.
Bahngleichung für den horizontalen Wurf
Dass es sich tatsächlich um eine Parabelbahn handelt, lässt sich mit Hilfe der Bewegungsgesetze zur gleichförmigen und gleichmäßig beschleunigten Bewegung zeigen.
Dazu betrachten wir die beiden Teilbewegungen unabhängig voneinander und stellen die entsprechenden Bewegungsgleichungen auf:
Für die Bahn in x-Richtung gilt: (1)
Für die Bahn in y-Richtung gilt: (2)
(Das negative Vorzeichen resultiert daraus, dass die sog. Wurfparabel nach unten offen ist.)
Unter einer Bahngleichung versteht man die Funktionsgleichung, also eine Gleichung in der Form y(x) = … Mit einer solchen Gleichung lässt sich für jede x-Position die entsprechende y-Position berechnen.
Die Bahngleichung einer Parabel hat die Form , wobei ein konstanter Faktor ist, der die Parabel streckt oder staucht. Ist , so lautet die Funktionsgleichung . Es handelt sich dann um eine Normalparabel.
Um aus den o.g. Bewegungsgesetzen die Bahngleichung zu erhalten, muss die Zeit eliminiert werden.
Aus Gleichung (1) ergibt sich für die Zeit
Setzt man diesen Ausdruck für die Zeit in Gleichung (2) ein, so erhält man
und damit
Es handelt sich also tatsächlich um eine Parabelgleichung, da quadratisch auf der rechten Seite steht.