Ist Interferenz auch ohne Beugung möglich?
Bei allen bisherigen Experimenten zur Interferenz von Licht trat Beugung auf. Doch es gibt auch Interferenz ohne Beugung.
Das farbige Schillern von Seifenblasen, Libellenflügeln oder einer dünnen Ölschicht auf Wasser entsteht ebenfalls durch Interferenz. Verantwortlich dafür ist der Umstand, dass das Licht, welches auf eine sehr dünne Schicht fällt, an der Vorder- und Rückseite dieser Schicht reflektiert wird und anschließend interferiert.
Interferenz an dünnen Schichten
Zur Demonstration der Interferenz an dünnen Schichten wird folgender Versuch durchgeführt:
Versuch:
Vor eine Quecksilber- oder Natriumlampe wird ein dünnes Glimmerblatt (Dicke ca. 0,05mm) gehalten, so dass das reflektierte Licht auf einen Schirm bzw. auf eine Wand fällt.
Beobachtung:
Auf dem Schirm entsteht ein ringförmiges Interferenzmuster.
Erklärung:
Das Licht wird sowohl an der Vorder- als auch an der Rückseite des Glimmerblattes reflektiert und interferiert miteinander. Je nach Gangunterschied, der von verschiedenen Faktoren abhängt, kommt es zur Verstärkung oder zur Abschwächung bzw. Auslöschung.
In der folgenden Skizze werden die möglichen Lichtwege der reflektierten Teilstrahlen dargestellt:
Das Licht trifft unter dem Winkel α auf die Grenzschicht zwischen Luft und Glimmerblatt (Punkt A). Dort wird eine Teil des Lichts reflektiert (Teilstrahl 1). Es gilt das Reflexionsgesetz.
Ein anderer Teil des Lichts dringt in das Glimmerblatt ein und wird erst an der Rückseite des Glimmerblattes (Punkt B) reflektiert.
Beim Eintritt in das Glimmerblatt wird das Licht gebrochen. Da das Glimmerblatt optisch dichter ist als Luft, wird das Licht zum Lot hin gebrochen (β < α).
Wenn das Licht das Glimmerblatt an der Grenzschicht zwischen Glimmerblatt und Luft (Punkt C) wieder verlässt, wird es erneut gebrochen, diesmal vom Lot weg.
Teilstrahl 2 verlässt das Glimmerblatt unter dem gleichen Winkel wie Teilstrahl 1 – beide Teilstrahlen sind also parallel.
Da die Schichtdicke d in Wirklichkeit sehr klein ist, treffen Teilstrahl 1 und Teilstrahl 2 praktisch am selben Punkt auf den Schirm bzw. ins Auge und interferieren miteinander.
Wann ensteht konstruktive, wann destruktive Interferenz?
Ob die beiden Teilstrahlen konstruktiv oder destruktiv miteinander interferieren, hängt vom Gangunterschied δ ab.
Die beiden Teilstrahlen 1 und 2 haben aus verschiedenen Gründen einen Gangunterschied:
- Die beiden Strahlen 1 und 2 legen verschieden lange Wege zurück
- Bei der Reflexion tritt unter Umständen* ein Phasensprung auf
- Der Umweg von Strahl 2 führt zum Teil durch das Glimmerblatt. Dort hat das Licht eine kleinere Wellenlänge (und Ausbreitungsgeschwindigkeit) als in Luft
* Von mechanischen Wellen wissen wir, dass bei der Reflexion am festen Ende ein Phasensprung von 180° bzw. λ/2 auftritt, bei der Reflexion am freien Ende gibt es jedoch keinen Phasensprung.