Der Gangunterschied
Als Gangunterschied δ oder Δs bezeichnet man die Wegdifferenz (den Wegunterschied) zweier oder mehrerer zusammenhängender Wellen, die sich überlagern.
Der Gangunterschied bestimmt die Phasenbeziehung zwischen den interferierenden Wellen und damit, ob sich diese verstärken oder abschwächen.
Für bestimmte Bedingungen kommt es zu einer maximalen Verstärkung oder zur völligen Auslöschung der Wellen:
Maximale Verstärkung (konstruktive Interferenz)
Zwei interferierende Wellen werden maximal verstärkt, wenn genau ein Wellenberg auf einen Wellenberg bzw. ein Wellental auf ein Wellental trifft (s.o.). Die Wellen sind dann phasengleich.
Zur maximalen Verstärkung kommt es, wenn der Gangunterschied δ zwischen den interferierenden Wellen Null oder ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge λ beträgt.
Bedingung für maximale Verstärkung:
mit k = 0, 1, 2, 3,…
Auslöschung (destruktive Interferenz)
Zwei interferierende Wellen werden ausgelöscht, wenn ein Wellenberg genau auf ein Wellental trifft. Die Wellen sind dann um eine halbe Wellenlänge phasenverschoben.
Zur Auslöschung kommt es, wenn der Gangunterschied zwischen den interferierenden Wellen ein ungeradzahliges Vielfaches der halben Wellenlänge beträgt.
Bedingung für Auslöschung:
(Der Zähler ist auf diese Weise immer ungerade)
bzw.
mit k = 0, 1, 2, 3,…
Weitere Wellenphänomene
Wellen können absorbiert, gestreut oder polarisiert werden. Darüber hinaus kann auch Dispersion auftreten. Diese und weitere Wellenphänome werden im folgenden kurz erklärt:
Absorption
Beim Durchgang von Wellen durch Stoffe erfolgt eine Abschwächung oder Absorption, die sich durch den Absorptionsgrad erfassen lässt. Damit verringert sich die Energie der Welle. Die Energie wird vom Stoff aufgenommen.
Streuung
Hindernisse, die im Vergleich zur Wellenlänge sehr klein sind, werden zu Zentren von Elementarwellen, die sich von dort nach allen Richtungen ausbreiten. Dieser Vorgang wird als Streuung bezeichnet. Er spielt vor allem in der Optik eine wichtige Rolle.
Polarisation
Wird bei Transversalwellen unterschiedlicher Schwingungsrichtung eine bestimmte Schwingungsrichtung herausgefiltert, so spricht man von Polarisation. Die Wellen schwingen dann in einer Schwingungsrichtung. Sie sind linear polarisiert.
Dispersion
Bei der Ausbreitung in einem Stoff hängt die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Welle in der Regel von der Wellenlänge bzw. von der Frequenz ab. Diese Erscheinung wird als Dispersion bezeichnet. Sie spielt vor allem in der Optik eine Rolle.
Bei Schallwellen in Luft tritt keine Dispersion auf. Es gibt deshalb bei der Übertragung von Sprache oder Musik durch die Luft auch keine Verzerrungen durch Dispersion.
Schwebung
Ein typisches Phänomen von Schallwellen ist die Schwebung. Diese tritt aber auch im Bereich der Signalverarbeitung und bei elektromagnetischen Wellen auf. Unter einer Schwebung versteht man das Resultat zweier sich überlagernder Schwingungen, die sich in ihrer Frequenz nur wenig voneinander unterscheiden.
Es entsteht eine resultierende Schwingung, deren Frequenz dem Mittelwert der beiden einzelnen Frequenzen entspricht.
Es gilt: .
Die Amplitude variiert mit der Frequenz .
Diese Frequenz wird als Schwebungsfrequenz bezeichnet.
In der folgenden Abbildung sind zwei Schwingungen gleicher Amplitude dargestellt (grün und rot), deren Frequenz sich ein wenig unterscheidet.
Darunter sieht man die resultierende Schwingung, deren Amplitude sich mit der Schwebungsfrequenz ändert. Die Amplitude ist am größten, wenn die Einzelschwingungen phasengleich sind und am kleinsten, wenn die Phasenverschiebung genau einer halben Periode entspicht:
Die resultierende Schwingung (unten) ergibt sich aus der Addition der Auslenkungen der einzelnen Schwingungen zu jedem Zeitpunkt.